Seufzend richtete sich der 21-jährige Mann auf und fuhr sich mit der Hand durch die braun-schwarzen Haare. Seine müden Augen blickten aus dem Fenster mit dem verstaubten Glas. Wie lange lag er schlafend auf der Bodenmatratze?
Er wusste es nicht.
Er wusste nichts.
Jedenfalls nicht viel, was das Leben anging.
Langsam stand der junge Mann auf und klopfte sich die Staubschicht von seiner dunkelblauen Jeans ab. Er war hochgewachsen – etwa 1,90 m groß – und spielt e seit seiner frühen Kindheit Baseball.
Trotz seiner Gleichgültigkeit gegenüber dieser Ballsportart, reflektierte er hin und wieder darüber. Dabei teilte er die Spieler so auf, sodass es für ihn und für Nicht-Spieler verständlich war. Der faustgroße Ball stellte ihn selbst dar. Der Werfer war Gott, welcher den Ball zum Fänger, auch Catcher genannt, schleuderte. Dabei war der Catcher das Leben. Konnte das Leben dich auffangen, so hattest du Glück. Warst du aber daneben gelandet, so hattest du Pech. Bei einem Strike Out, also wenn der Pitcher den Ball – dich –
aus der Strike Zone wirft, hattest du außerordentliches Pech. Alle anderen Spieler – egal ob Verteidigung oder Angriff – waren die Umstände, die in deinem Leben auftraten. Sowohl positive als auch negative Umstände.
Der Mann war kein professioneller Baseballer, aber ein professioneller Nachdenker. Egal, was er tat oder wo er sich befand, er war in Gedanken immer in einer eigenen, weit entfernten Welt. Oder auf einem eigenen, weit entfernten Spielfeld.
Ein Blick auf die große, hölzerne und ziemlich alte Standuhr reichte, um wieder aufzuseufzen. Der Baseballer war alles andere als begeistert, doch hatte er schon gewusst, was passieren würde, wenn er sich schlafen legte.
Er hatte schon wieder sieben Jahre geschlafen.
Natürlich konnte er dies nicht an der Standuhr sehen, doch seine innere Uhr verriet ihm, dass er schon wieder verschlafen hatte.
Es lag nicht daran, dass er gerne schlief.
Nein, es lag viel eher daran, dass er die Zeit vergaß. Der junge Mann lief in das Wohnzimmer, wo bereits überall Staub lag.
Seufzend setzte er sich auf das alt aussehende Sofa und begann nachzudenken. Er machte sich gar nicht die Mühe, irgendeinen Bekannten anzurufen. Er wusste, ihn hatte bereits jede Menschenseele vergessen. Wenn er die Zeit vergaß, so vergaß ihn die Welt. Er bekam keine Post, keine Nachrichten, er bekam nichts. Obwohl er sich nach einer Weile wieder seiner Zeit bewusst war, blieb er für den Rest der Welt in der Vergangenheit.
Er existierte für die Außenwelt seit vielen Jahrzehnten nicht mehr. Niemand wusste von seiner Existenz. Seine Familie war vor vielen, vielen Jahren verstorben.
Niemand vermisste ihn. Nicht einmal seine Familie, als sie noch am Leben gewesen war. Denn schließlich hatten sie ihn vergessen.
Der Mann war es satt, ständig die Zeit zu vergessen.
Was war mit seinem Bewusstsein? Warum vergaß er die Dinge?
Warum genau die Zeit?
Er wusste es nicht.
Er wusste nichts.
Jedenfalls nicht viel, was sein Leben anging.
Ein Blick auf die Standuhr reichte, um schon wieder aufzuseufzen.
Vier Jahre war es her, seitdem er sich den Staub von der dunkelblauen Jeans abgeklopft hatte. Die Zeit war nichts weiter als ein Zaubertrick.
Douaa Malahefji, J1 (Schuljahr 2023/2024)