Immer mehr Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn und rannen mein Gesicht hinunter. Wie war das noch mit ,,Entscheidungen sind oft schwer zu treffen“? Verdammt, wie sehr ich dem im Moment zustimme! Ganz besonders, wenn praktisch das Leben vieler Menschen und auch mein Leben in meiner Hand liegt.
Ich wünschte nur, ich wäre irgend so ein professioneller Bombenbauer. Dann wüsste ich nämlich genau, welches Kabel von beiden ich durchtrennen muss, damit ich nicht alles und jeden in die Luft jage.
Also: Rot oder Blau? Rot steht für Liebe, Leidenschaft und Feuer. Blau für … Treue und vielleicht auch Hoffnung. Aber das hat doch nichts mit meiner Entscheidung zu tun, oder? Ich wünsche mir die alten Zeiten zurück, in denen meine schwierigste Entscheidung war, welches Spiel ich spielen wollte. Oder ob ich erstmal nur zwei oder gleich ganz viele Salzstangen heimlich auf mein Zimmer mitnehmen sollte.
Aber das hier ist weitaus mehr als so etwas.
Ich hocke in einem eingestürzten Schulgebäude, überall Schrammen und kleine Verletzungen, mit einer verdammten Bombe in der Hand! Seit acht Minuten versuche ich diese auszuschalten. Eigentlich lief alles überraschend gut, bis ich auf die letzten zwei Kabel stieß.
Fluchend wische ich mir mit dem Ärmel über die verschwitzte Stirn. Ich habe noch nicht einmal mehr zwei Minuten und ich muss mich entscheiden. Diese Unwissenheit treibt mich in den Wahnsinn!
Jetzt gibt es doch schon genug Tote und Schwerverletzte. Die erste Bombe, die das Schulgebäude teils zum Einsturz brachte und somit einigen unschuldigen Schülern und Lehrern schwere Verletzungen oder sogar den Tod gebracht hatte, war ,,nur“ eine Warnung gewesen. Der Typ ist ja ganz krank im Kopf! Die Bombe, die ich in der Hand halte, wird nicht nur die Schule in die Luft jagen, sondern unmittelbar auch die Gegend drumherum. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich genau 15 Sekunden Zeit zum Nachdenken habe. Verdammt, das ist viel zu wenig! Mittlerweile fuchtle ich mit den Händen herum, als ob jetzt eine gute Fee kommen würde und mich aus diesem Albtraum holen würde. Nur leider war das die harte Realität. Sieben …
Mist, soll ich einfach aufstehen und auf den Tod warten? Sechs …
Am liebsten würde ich diese Kiste quer durch den Raum schleudern. Nur leider wären die Folgeschäden nicht sehr optimal.
Fünf … Vier … Drei …
Also, Zeit zum Nachdenken bleibt mir nicht mehr. Mal sehen, was es sonst noch gibt … Schicksal? Zufall? Egal. Zwei …
Augen zu und durch!
Schnitt.
Douaa Malahefji, 9a (Schuljahr 2021/22)